THOMAS DIECKS  -  Literaturkritiker, Rundfunkautor, Publizist
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Einige meiner Radiofeatures sind online verfügbar

 

 

 

Welt, wie du taumelst! - 100 Jahre Menschheitsdämmerung

Samstag, 29. Februar 2020, rbbKultur


1920 erschien in Berlin die bekannteste deutsche Gedichtsammlung. Sie prägt bis heute unser Bild der expressionistischen Lyrik - von Benn bis Lasker-Schüler, von Trakl bis Becher. Doch diese Symphonie jüngster Dichtung, wie der Herausgeber Kurt Pinthus die Sammlung im Untertitel nannte, spiegelt auch die ganze Tragik des 20. Jahrhunderts wider. Von den 23 Dichtern starben fünf bereits im Ersten Weltkrieg, zehn mussten nach 1933 emigrieren, einer wurde von den Nazis ermordet. Zum runden Geburtstag erscheint die Menschheitsdämmerung in einer bibliophilen Neuausgabe.



Man könnte meinen, in Nordafrika zu sein.

Ein Ausflug zum Sommerhaus von Thomas Mann in Litauen

 

Thomas Manns Sommerhaus in Nida (Eigenes Foto)

Montag, 2. September 2019, rbbKultur


Drei Sommer verbrachte Thomas Mann mit seiner Familie in Nida (Nidden) auf der Kurischen Nehrung, bis die Nazis ihn ins Exil trieben. Seit den 1990er Jahren ist in dem Sommerhaus, das sich der Schriftsteller 1929 bauen ließ, ein Thomas-Mann-Museum untergebracht, das jedes Jahr Tausende von Interessierten anzieht.

Thomas Diecks hat die faszinierende Dünenlandschaft der Nehrung – heute UNESCO-Welterbe – und das Haus in Nida besucht und sich in Texten der Familie Mann auf Spurensuche begeben.



 


Stürmische Zeiten - Der Brexit im Spiegel britischer Romane

Pfingstsamstag, 8. Juni 2019, rbbKultur

Seit die an Hamlets großen Monolog erinnernde Frage "Brexit oder Nicht-Brexit?" das Vereinigte Königreich spaltet, hat der Brexit auch in die britische Literatur Eingang gefunden. Seit 2016 beschäftigen sich Schriftsteller mit dem Thema, darunter so bekannte Autoren wie die Schottin Ali Smith und die englischen Romanciers John Lanchester und Jonathan Coe.

In der Sendung werden die interessantesten und auf der Insel meistdiskutierten Brexit-Romane vorgestellt, die größtenteils noch nicht ins Deutsche übersetzt worden sind.



 „Zum schwarzen Ferkel" - Ein Künstlerlokal der Berliner Bohème um 1900

 

Eine Sendung von Thomas Diecks

Samstag, 13. April 2019, Kulturradio des RBB

Regie: Joachim Schönfeld - Sprecher: Romanus Fuhrmann, Nadja Schulz-Berlinghoff, Thomas Diecks

Unter den Linden 76, das schmale Gebäude links, der Torso eines von K. F. Schinkel entworfenen Hauses: Links neben der Loeser & Wolff-Filiale befand sich das Weinlokal "Zum schwarzen Ferkel" (Photo von 1905)

Im Jahre 1892 taufte der schwedische Schriftsteller August Strindberg eine kleine Berliner Weinhandlung auf den Namen „Zum schwarzen Ferkel“. Nach dem Vorbild Pariser Künstlerlokale entwickelte sich das Lokal schnell zum Treffpunkt der Bohème. Zu den Gästen zählten aber nicht nur deutsche Literaten, auch der Maler Edvard Munch und der polnische Schriftsteller Stanisław Przybyszewski gingen hier ein und aus. Heute erinnert an der prominenten Ecke Unter den Linden/Wilhelmstraße nichts mehr an das „Schwarze Ferkel“, überlebt hat es aber in zahlreichen Beschreibungen.


 


„Denken Sie daran, wie preiswert Berlin noch immer ist...

Berlin in Romanen aus dem Jahr 2018

Samstag, 10. November 2018, Kulturradio des RBB

Durchschnittlich alle fünf Wochen erscheint ein neuer Berlin-Roman. Sven Regener lässt regelmäßig die alternativ bewegten Achtzigerjahre West-Berlins wiederaufleben, zuletzt 2017 in seinem Roman "Wiener Straße". Und Volker Kutschers Krimis um den Kriminalkommissar Gereon Rath lassen uns in die Atmosphäre der "Goldenen Zwanziger" und frühen Dreißigerjahre eintauchen.


Thomas Diecks stellt im heutigen KULTURTERMIN LITERATUR vier neue Berlin-Romane von Christian Y. Schmidt, Torsten Schulz, Susanne Goga und Falko Hennig vor, die alle in diesem Jahr erschienen sind.

Hier



„Achtung! Das Gleisdreieck! - Das Berliner Gleisdreieck in der Literatur

RBB-Kulturradio, 2. April 2018

Das Berliner Gleisdreieck 1901

Das Gleisdreieck –  ein literarischer Ort? Günter Grass erinnert der Hochbahnhof an eine Spinne, Joseph Roth schreibt ein Bekenntnis zum Gleisdreieck, für Viktor Šklovskij ist es „das Forum aller Berliner Züge“ und Egon Erwin Kisch meint: „Aber Gleisdreieck wird nicht ausgestiegen. Denn die Haltestelle schwebt in der Luft.“

Die Sendung geht Schienensträngen nach – noch existierenden, aber auch überwucherten und verschwundenen – , um herausfinden, was Schriftsteller am Gleisdreieck, an Bahnhof und angrenzendem Gleisgelände, so faszinierte, dass sie Gedichte und Essays darüber schrieben und es in Erzählungen und Romanen auftauchen ließen.



 

Die traurige Sehnsucht der Ellipsen

Die polnische Dichterin Debora Vogel (1900 - 1942)

RBB-Kulturradio, 24. Februar 2018

Sie ermunterte Bruno Schulz 1933, sein erstes Buch zu veröffent-lichen. Doch die starke Resonanz, die die Texte ihres Freundes Schulz gefunden haben, blieb Debora Vogel versagt. Ihre Texte sind erst noch zu entdecken. 2016 ist nun endlich eine deutsche Ausgabe mit Lyrik, Prosa und Essays erschienen. Thomas Diecks' Sendung stellt das ebenso vielseitige wie eigenwillige Werk von Debora Vogel vor, die - inspiriert von Stilrichtungen der bildenden Kunst ihrer Zeit - nach neuen sprachlichen Ausdrucksformen suchte und unter anderem eindrucksvolle kubistische und konstruktivistische Gedichte schrieb.

Eine Werkausgabe mit Gedichten, Montagen, Essays und Briefen von Debora Vogel ist 2016 im Wuppertaler Arco Verlag erschienen, aus dem Jiddischen und Polnischen übersetzt und herausgegeben von Anna Maja Misiak (672 Seiten, 32,- €).  Diese Ausgabe wurde 2016 mit dem Preis der Hotlist der unabhängigen Verlage ausgezeichnet.




Soldat, Starjournalist und großer Erzähler

Der US-amerikanische Schriftsteller Ambrose Bierce

RBB Kulturradio, 7. Juni 2017

Ambrose Bierce, vor 175 Jahren in Ohio geboren, war nicht nur einer der einflussreichsten Journalisten seiner Zeit, er zählt auch heute zu den bedeutendsten Erzählern der amerikanischen Literatur.

Autoren wie Hemingway, Borges, Vonnegut und Fuentes bewunderten die Lakonie in seinen Erzählungen aus dem Bürgerkrieg wie auch in seinen späteren Spuk- und Horrorgeschichten. Thomas Diecks porträtiert den Autor, dessen Aphorismen-Sammlung "Des Teufels Wörterbuch" (1911) ihm den Ruf einbrachte, ein scharfer Beobachter, aber auch ein herzloser Zyniker zu sein.



 

„Sage mir: Ist das deutsch geredet?“

Martin Luthers Bedeutung für die deutsche Sprache.

RBB Kulturradio, 21. Januar 2017

Vor 500 Jahren veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen. Bedeutend ist er jedoch nicht nur als theologischer, sondern auch als sprachlicher Reformator. Hätte es Luthers Bibelübersetzung von 1534 nicht gegeben, würden wir heute ganz anders sprechen.

Luther schuf das sogenannte "Lutherdeutsch", das bis heute Grundlage unserer Sprache geblieben ist. Seine Bibel wurde der erste Bestseller des Verlagswesens, die Verbreitung war enorm. "Er ist's", urteilte Johann Gottfried Herder 250 Jahre später, "der die deutsche Sprache, einen schlafenden Riesen, aufgewecket und losgebunden hat".

In seinem 1530 erschienenen "Sendbrief vom Dolmetschen" legte Luther seine Prinzipien dar: Das Übersetzen biblischer Texte solle sich an der gesprochenen deutschen Sprache orientieren, daran, wie auf der Straße, auf dem Marktplatz und in den Familien geredet wird. Was in vorherigen Übersetzungen hölzern geklungen hatte, verwandelte Luther nun in eine verständliche, prägnante Sprache.

Auch viele Redewendungen gehen auf seine sprachschöpferische Kraft zurück, zum Beispiel "sein Scherflein beitragen" oder "Stein des Anstoßes" oder "Wolf im Schafspelz".

Thomas Diecks stellt Martin Luther als Übersetzer und Sprachschöpfer vor und vergleicht anschaulich, wie seine Sprache die Bibezu einem lesbaren Buch gemacht h


 

Fluchtpunkt Berlin.

Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Berliner Exil.

RBB Kulturradio, 24. September 2016


Die syrische Autorin Rasha Abbas verließ Syrien 2012, als Bekannte von ihr verhaftet wurden. Erst lebte sie in Beirut, 2014 kam sie nach Deutschland. Im Frühjahr erschien ihr Kurzgeschichtenband Die Erfindung der deutschen Grammatik, in dem sie humorvoll davon erzählt, wie es ist, als Flüchtling in Berlin zu leben, die neue Sprache zu lernen und ein Land mit seinen Eigenheiten zu begreifen.

Der Chinese Liao Yiwu lebt seit fünf Jahren in Berlin. Er schrieb das Gedicht "Massaker" über die gewaltsame Niederschlagung des Volksaufstandes am Platz des Himmlischen Friedens in Peking im Jahre 1989. Seit 2001 darf sein Name in den Medien Chinas nicht mehr genannt werden. In Berlin- Charlottenburg hat er ein neues Zuhause gefunden, hier schrieb er auch sein neues Buch: Die Wiedergeburt der Ameisen, in dem er die Geschichte Chinas mit seiner eigenen Biographie verwebt.


Thomas Diecks hat sich auf die Suche nach Autorinnen und Autoren gemacht, für die Berlin zum Fluchtort geworden ist, nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit: Marina Zwetajewa, Wladimir Nabokov, Adelbert von Chamisso – und selbst Theodor Fontane ist ein Nachfahre hugenottischer Glaubensflüchtlinge.






„Lieber Gott, nimm es hin, daß ich was Besond'res bin.“

Robert Gernhardt zum 10. Todestag

RBB Kulturradio, 25. Juni 2016

Er war Maler, Zeichner, Karikaturist, Mitbegründer der Satirezeitschrift „Titanic“, Drehbuchautor, Erzähler, Essayist – vor allem Lyriker. Marcel Reich-Ranicki zählte ihn zu den besten Satirikern der deutschen Literatur. Doch Robert Gernhardt war mehr als das, er war ein ebenso belesener wie vielseitiger Dichter mit einem überaus breiten Themen- und Formenspektrum. Thomas Diecks hat für den KULTURTERMIN Gernhardt wiedergelesen und stellt Leben und Werk des Autors und Künstlers vor, der am 30. Juni 2006 mit nur 68 Jahren in seiner Wahlheimatstadt Frankfurt am Main starb.




 


 

„Auf dem weiten Feld der russischen Literatur

war ich ein einsamer Wolf.“

Zum 125. Geburtstag Michail Bulgakows

RBB Kulturradio, 14. Mai 2016


Seine Gesellschaftssatire Meister und Margarita hat weltweit  Kultstatus erlangt. Dabei erlebte Michail Bulgakow nicht einmal seinen 50. Geburtstag und hatte in der Sowjetunion gegen staatliche Willkür zu kämpfen. Man beschlagnahmte seine Manuskripte, untersagte ihm zu publizieren, selbst die Emigration wurde ihm nicht erlaubt: „Alles ist verboten, ich bin ruiniert, ich werde gehetzt.“ Thomas Diecks porträtiert Leben und Werk dieses großen russischen Schriftstellers.

 

 




Homo Cyber - Romanhelden im Netz

Die digitale neue Welt im Spiegel der Literatur

RBB Kulturradio, 19. Dezember 2015

"Die digitale Revolution verändert gerade grundlegend unsere Kommunikation. Während die Informationsmöglichkeiten wachsen, werden zugleich aber auch die Kontrolle und Überwachung des Einzelnen immer umfassender. Das spiegelt sich auch in der Literatur. Für den KULTURTERMIN hat Thomas Diecks sich mit literarischen Texten befaßt, die das Internet, die sozialen Medien und unser transparent gewordenes, vernetztes Leben zum Thema gemacht haben. Darunter sind Dave Eggers' Roman „Der Circle“ von 2013 und „Unschuld“, der neueste, in diesem Herbst erschienene Roman von Jonathan Franzen."

 

 "Der Worte Wunden bluten heute nur nach innen."

Zum 100. Geburtstag des Schriftstellers Stephan Hermlin 

RBB Kulturradio, 11. April 2015 

Leningrad, 1948: Besuch deutscher Kulturschaffender in der UdSSR, rechts Stephan Hermlin (Bild: Bundesarchiv, Bild 183-2005-0816-516)

"Seit den 1950er Jahren war Stephan Hermlin für Jahrzehnte einer der wichtigsten Repräsentanten der DDR-Literatur. Auch im eigenen Staat nicht unumstritten, beeindruckte sein erstaunlich schmales Werk, das vor allem aus Gedichten und Erzählungen besteht, Leser in Ost und West. Ein Vierteljahrhundert nach der Wende, achtzehn Jahre nach dem Tod des Autors geht Thomas Diecks in seiner Sendung der Frage nach, welche Bedeutung das literarische Werk Hermlins heute hat. Was hat davon noch Bestand, nachdem die ideologisch aufgeladenen Debatten zwischen Ost und West längst der Vergangenheit angehören."  

Kulturradio-Programmzeitschrift, 4/2015

 

 

 

"In meiner Seele dunklem Spiegel..."  

Zum 100. Todestag von Georg Trakl

RBB Kulturradio, 1. November 2014

 

Rainer Maria Rilke erkannte das Einzigartige an Georg Trakls Lyrik. Er las sie "staunend, ahnend und ratlos", sie bilde einen eigenen Raum, "unbetretbar wie der Raum im Spiegel". Bis heute faszinieren die Verse Trakls, ihre dunklen Klänge und rätselhaften Bilder. Von Rätseln umgeben ist auch das kurze Leben des österreichischen Dichters. Er starb vor hundert Jahren, kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, an einer Überdosis Kokain.

 

 Georg Trakl (1887-1914

 

Wie "deutsch" ist die Schweizer Literatur?  

RBB Kulturradio, 8. März 2014

 "Auftritt Schweiz" – unter diesem Motto stellt sich die Schweiz auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse vor. Ein Anlass, einmal nachzufragen, was die Literatur der Schweiz auszeichnet. Werke von Autoren wie Max Frisch oder Friedrich Dürrenmatt sind Schullektüre und zählen längst zum Kanon der deutschen Literatur. Doch in welchem Verhältnis steht die Schweizer Literatur eigentlich zur deutschen? Hat sie ihre spezifischen Themen und literarischen Stoffe? Und welche Rolle spielt die deutschsprachige Schweizer Literatur innerhalb der Schweiz selbst, in der es vier Landessprachen gibt?

 

 

"Ein Buch, so heiß, wie es aus meinem Gehirn kam." 

Zum 300. Geburtstag des englischen Schriftstellers Laurence Sterne    

RBB Kulturradio, 23. November 2013 

Die Geburtsstunde des modernen Romans schlug bereits im 18. Jahrhundert. Gleichermaßen fasziniert wie irritiert waren die Leser, als 1759 Laurence Sternes satirischer Roman "Tristram Shandy" erschien. Denn Laurence Sterne verzichtete - untypisch für die damalige Zeit - auf eine chronologische Handlung. Noch 200 Jahre später wurden Autoren von dieser assoziativen Erzählweise inspiriert, von Virginia Woolf und James Joyce bis zu Arno Schmidt und Italo Calvino. Sternes zweites Buch "Eine empfindsame Reise" gab gleich einer ganzen Epoche, der Empfindsamkeit ihren Namen. Und für Friedrich Nietzsche war der englische Landpfarrer und literarische Avantgardist sogar "der freieste Schriftsteller aller Zeiten".

Das Feature war auch während der Veranstaltung "Shandy Hall Berlin" anläßlich des 250. Todestages von Laurence Sterne vom 23. bis 25. März 2018 im Literaturhaus Berlin zu hören.


 

"Sieben Billionen Jahre vor meiner Geburt war ich eine Schwertlilie."

Zum 150. Geburtstag des Schriftstellers Arno Holz

RBB Kulturradio, 20. April 2013

"Ob er nun tatsächlich einmal eine Schwertlilie war oder nicht - als Schriftsteller ist Arno Holz ein bedeutender Wegbereiter der literarischen Moderne gewesen. Mit seiner experimentellen Lyrik wollte er die Dichtung revolutionieren, als Dramatiker wurde er zum Vorbild für Gerhart Hauptmann. Sein umfangreiches Werk - Gedichte, Erzählungen, Theaterstücke - ist heute fast in Vergessenheit geraten. Thomas Diecks stellt den Schriftsteller vor, der seit seinem 12. Lebensjahr in Berlin lebte. Am 26. April jährt sich der Geburtstag von Arno Holz zum 150. Mal."

 

Kulturradio-Programmzeitschrift 4/2013

 

 

 

""Ich weiß nicht, wer ich bin, wohin ich gehe."

Das Leben und Dichten der Sylvia Plath

RBB Kulturradio, 18. Oktober 2012

 Aus den Tiefen der Seele rief Sylvia Plath in ihren Gedichten und fand dafür eine ebenso unverwechselbare wie faszinierende lyrische Sprache in Bildern, deren Bann man sich kaum entziehen kann. Als ihr Gedichtband Ariel, der ihren internationalen Ruhm begründete, 1965 erschien, hatte die amerikanische Dichterin ihrem jungen Leben bereits ein Ende gesetzt. Ein Dokument rückhaltloser psychischer Introspektion ist auch ihr Roman Die Glasglocke - die Suche nach einer weiblichen Identität hinter Ängsten, Hoffnungen und Wünschen.

 

 

 

"Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut..."

Zum 125. Geburtstag des Lyrikers Jakob van Hoddis

RBB Kulturradio, 12. Mai 2012

Sein Achtzeiler Weltende brachte die Stimmung unter den Künstlern kurz vor dem Ersten Weltkrieg zum Ausdruck und ist heute eines der bekanntesten deutschen Gedichte. Dem in Berlin-Friedrichshain geborenen Jakob van Hoddis waren kaum fünf künstlerisch produktive Jahre vergönnt, in denen sein schmales Werk entstand, das viele Lyriker beeinflußte. Bereits 1912 psychisch schwer erkrankt, verdämmerte er fast dreißig Jahre seines Lebens als Pflegefall und in der Psychiatrie. Im Mai 1942 wurde er von den Nazis deportiert und in einem unbekannten Vernichtungslager ermordet.

 

 

Ein frühes Plädoyer für christlich-jüdischen Respekt 

Vor 500 Jahren erschien der Augenspiegel, eine Streitschrift des Humanisten Johannes Reuchlin 

RBB Kulturradio, 29. Dezember 2011

Anfang des 16. Jahrhunderts kam es zum sogenannten "Judenbücherstreit": Nicht zuletzt kirchliche Kreise forderten, religiöse Schriften des Judentums aus den Bibliotheken zu entfernen und den Juden ihre Bücher zu nehmen. Kaiser Maximilian I. ließ Gutachten erstellen, um die Rechtmäßigkeit dieses Ansinnens zu prüfen. Einzig der katholische Humanist Johannes Reuchlin widersprach der Forderung. Seine Streitschrift Augenspiegel, 1511 in Tübingen gedruckt, ist ein frühes Plädoyer für ein respektvolles Zusammenleben von Christen und Juden in Deutschland, getragen von den humanistischen Ideen der Toleranz und Achtung voreinander.

 

 

Humanistischer Metaphysiker und apokalyptischer Visionär  

Zum 100. Geburtstag des Dichters Czesław Miłosz 

RBB Kulturradio, 25. Juni 2011

Lange ist der Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Czesław Miłosz vor allem als politischer Essayist und Romancier wahrgenommen worden, dabei zählt er zu den bedeutendsten europäischen Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Die Brüche und Katastrophen dieses Jahrhunderts haben seine Biographie und sein Werk geprägt. Im damals noch zaristischen Litauen geboren, überlebte er den Krieg im besetzten Warschau, wurde Diplomat im kommunistischen Polen, emigrierte in den 1950er Jahren nach Frankreich und ging 1960 als Literaturprofessor nach Kalifornien. Nach der politischen Wende kehrte Miłosz nach Polen zurück und starb 2004.

 

 

 

Zum 250. Geburtstag von Jan Graf Potocki: 

Von Räubern, Gespenstern und Kabbalisten 

Jan Graf Potockis Roman Die Handschrift von Saragossa 

RBB Kulturradio, 5. März 2011

Reich an Eskapaden ist beides: Die Biographie des vor 250 Jahren geborenen Kosmopoliten, Forschungsreisenden und Schriftstellers Jan Graf Potocki und sein literarisches Hauptwerk Die Handschrift von Saragossa. Als "Tausendundeine Nacht" der europäischen Aufklärung hat man diesen Roman bezeichnet, der den Leser auf fast tausend Seiten durch ein Labyrinth schauerlicher, phantastischer und erotischer Erzählungen führt. Abenteuerlich ist auch das Schicksal des Buches. Das Originalmanuskript ist verschollen. Teile sind in Archiven von Rußland bis Spanien entdeckt worden.


 

"Und, siehst du, hier verbringt man so sein Leben." 

Kurt Tucholsky und sein Berlin 

RBB Kulturradio, 25. Dezember 2010 

Der Schriftsteller Kurt Tucholsky, 1890 in Berlin geboren, setzte sich in seinen Texten immer wieder mit der Stadt, in der er bis 1927 lebte, auseinander. Seine scharfen Beobachtungen sind jedoch nicht nur von zeithistorischem Wert und spiegeln die Atmosphäre im Berlin der 20er Jahre wider. Vieles, was er damals über die Stadt und ihre Bewohner schrieb, ist erstaunlich aktuell geblieben. Zum 75. Todestag geht Thomas Diecks dem nicht spannungsfreien Verhältnis Tucholskys zu 'seinem' Berlin nach. 

 


 

"Der rheinische Hausfreund"

Zum 250. Geburtstag Johann Peter Hebels 

RBB Kulturradio, 8. Mai 2010

 Man mache ihn "mit Gewalt zum Schriftsteller", meinte der 42-jährige Gymnasiallehrer Johann Peter Hebel, als er 1802 den Auftrag bekam, erbauliche Geschichten für den badischen Landkalender zu schreiben. Heute zählen Hebels im Ton naive, aber hintersinnige Kurzgeschichten wie Kannitverstan und Unverhofftes Wiedersehen zur Weltliteratur. Und die Reihe ihrer Bewunderer ist beeindruckend lang, sie reicht von Goethe über Tolstoi, Kafka, Benjamin und Hesse bis zu dem Literatur-Nobelpreisträger Elias Canetti, der einmal bekannte, kein Buch geschrieben zu haben, das er nicht heimlich an Hebels Sprache maß.

 

 

 

"Mein Denkmal soll ein Blatt sein voll mit Zeilen."  

Zum 400. Geburtstag des Barockdichters Paul Fleming 

RBB Kulturradio, 3. Oktober 2009

Nicht nur in Kantaten Johann Sebastian Bachs sind die Verse Paul Flemings lebendig geblieben. Der ausgebildete Mediziner, der während des Dreißigjährigen Krieges lebte, fand in seinen Oden, Liebes- und Trauergedichten zu einem ganz eigenen, in der deutschen Lyrik bis dahin nicht gehörten persönlichen Ton, der uns bis heute anspricht. Thomas Diecks porträtiert den Barockdichter, der Reisen bis nach Moskau und Persien unternahm und nur dreißig Jahre alt werden sollte.

 

 

Die Alchimie des Geldes ­ ­­­- Goethes Gedanken zur Finanzkrise 

RBB Kulturradio, Erstsendung: 13. Juni 2009; Wiederholung: 30. Oktober 2010

"Wie eine rätselhafte Krankheit ist die große Finanzkrise durch den gesellschaftlichen Organismus gezogen. Scheinbar stand einen Moment lang alles auf der Kippe, die Kosten der Rettung wurden dramatisch, heute rollt die nächste Konjunkturwelle, als wäre nie etwas gewesen. Was genau ist eigentlich passiert? Wer erklärt uns den jähen Wechsel von Apokalypse und Optimismus? Autor Thomas Diecks hat bei Goethe nachgeschlagen. Sein Feature Die Alchimie des Geldes entdeckt vor allem im zweiten Teil des Faust verblüffend aktuelle Einsichten in das Wesen des modernen Geldgewerbes. Wie Goethe über Kreditwirtschaft dachte und warum er dem Papiergeld magische Kräfte zumaß. Wie viel Schöpfer-, aber auch Zerstörungskräfte in monetären Fantasien stecken und wieso Scharlatane hier ein reiches Betätigungsfeld finden."                                   

Link zur Kritik: Tom Peuckert: Goethe und die Patchworkfamilie. Ein Feature über den "Faust" bietet verblüffende Einsichten zur Finanzkrise. In: Der Tagesspiegel, 27. 10. 2010

  

 

"Entdecke deine eigene Zensur - und handle ihr zuwider."

Zum 75. Geburtstag des Schriftstellers und Antipolitikers György Konrád

NDR Kultur, 30. März 2008

In den 1980er Jahren sorgte der Schriftsteller György Konrád für nicht geringes Befremden diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs, als er für die Überwindung der politischen Ost-West-Spaltung eintrat, an die gemeinsamen kulturellen Wurzeln Mitteleuropas erinnerte und damals auch äußerte, die deutsche Teilung sei ein künstliches Gebilde. Doch nur wenige Jahre später wurden seine utopisch anmutenden Gedankenspiele unversehens von der Wirklichkeit eingeholt. In dieser Sendung werden Leben und Werk des ungarischen Romanautors und Essayisten porträtiert. Im Mittelpunkt steht ein Gespräch, das der Autor der Sendung mit György Konrád in Budapest geführt hat.

 

 

Die Stimme Mitteleuropas - Der ungarische Schriftsteller György Konrád wird 75 

RBB Kulturradio, 29. März 2008

Der Romanautor, Essayist und "Antipolitiker", der als Kind der Deportation nach Auschwitz nur knapp entging, der als prominenter Dissident über viele Jahre in Ungarn mit Publikationsverbot belegt war und von 1997 bis 2003 Präsident der Berliner Akademie der Künste gewesen ist, ließ sich in Budapest zu seinen An- und Einsichten befragen.

 

 

Das Romanische Café an der Gedächtniskirche: In den 1920er Jahren Treffpunkt der Schriftsteller, Journalisten und Schauspieler. Erich Kästner nannte es 1928 den "Wartesaal der Talente".

Literarische Spaziergänge in Berlin 

NDR Kultur, 23. September 2007

"Arm, aber sexy!" - so sieht Berlins Regierender Bürgermeister seine Stadt. Arm ist die deutsche Hauptstadt nicht immer gewesen, aber zu allen Zeiten ein literarischer Anziehungspunkt, ein Ort künstlerischer Inspirationen, auch eine kreative Reibfläche - von Heinrich Heine bis Gottfried Benn, von Theodor Fontane bis Alfred Döblin. Doch wie denken Autoren heute über ihre Stadt, wie leben sie in ihr? Thomas Diecks hat sich auf seinen literarischen Streifzügen durch die Stadtbezirke mit dreizehn Berliner Schriftstellern aus Ost und West getroffen - darunter F. C. Delius, Reinhard Jirgl, Katja Lange-Müller, Kathrin Röggla, Ingo Schulze und Peter Wawerzinek. Sie werfen ganz persönliche Blicke auf die deutsche Metropole, schildern ihre Erfahrungen seit 1989 und erzählen von ihren Wahrnehmungen des heutigen Berlin, das dazu verurteilt zu sein scheint, "immerfort zu werden und niemals zu sein".


 

 

"Die Stadt kommt mir wie eine geschwätzige Sphinx vor."  

Samuel Beckett in Berlin 1936/37 

RBB Kulturradio, 15. April 2006

1936/37 verbringt der damals noch unbekannte Samuel Beckett sechs Wochen im winterlichen Berlin. Er geht ins Kino und Theater, erkundet die Stadt auf langen Spaziergängen und entdeckt vor allem die Berliner Museen für sich. Die erst nach dem Tod des Schriftstellers überraschend wieder aufgetauchten Reisetagebücher lassen die bedrückende Atmosphäre dieser Jahre spüren und zeigen Beckett als hellwachen Beobachter und Kommentator der politischen Situation. "Am 13. April begeht die Literatur- und Theaterwelt den 100. Geburtstag von Samuel Beckett. Zu den Radiosendungen rund ums Jubiläum gehört 'Die Stadt kommt mir wie eine geschwätzige Sphinx vor'. Anhand seiner erst kürzlich wieder aufgetauchten Reisetagebücher werden die sechs Wochen rekonstruiert, die Beckett 1936/37 in Berlin verbracht hat."   (tip Berlin, 8/06)

 

 

Samuel Beckett und Deutschland - Zum 100. Geburtstag des irischen Dichters

NDR Kultur, 11. April 2006

Von der frühen Begeisterung Samuel Becketts für Deutschland weiß man erst, seit - Jahre nach dem Tod - im Keller seiner Pariser Wohnung die 'German Diaries' entdeckt worden sind. Auf 500 engbeschriebenen Seiten notierte er sich alles, was ihm auf einer sechsmonatigen Deutschlandreise ausgerechnet in den Jahren 1936/37 auffiel. Bisher nur in Auszügen veröffentlicht, zeigt dieses Tagebuch den jungen Beckett nicht nur als hellwachen Beobachter, sondern auch als einen Bewunderer und Kenner der deutschen Literatur und Kunst. Die Sendung begibt sich auf die Suche nach 'deutschen' Spuren im Leben und Werk von Samuel Beckett, der immer wieder durch seine erstaunlichen Sprachkenntnisse verblüffte, eng mit seinen deutschen Übersetzern zusammenarbeitete und nach dem Krieg gleich mehrere seiner Theaterstücke und Hörspiele in der Bundesrepublik und West-Berlin selbst inszenierte.

 

 

 

"Gibt es etwas auf der Erde, was Bedeutung hätte?"

Eine Annäherung an den russischen Dichter Daniil Charms

NDR Kultur, 13. Dez. 2005 - RBB Kulturradio, 30. Dez. 2005

Ein paar in Zeitschriften erschienene Gedichte und einige Kinderbücher - das war alles, was er zu Lebzeiten veröffentlichen konnte. Heute zählt Daniil Charms zu den wichtigsten Vertretern der literarischen Avantgarde in der frühen Sowjetunion. In Kürzestprosa, Miniaturgrotesken und dramatischen Szenen macht der russische Dichter die Fragilität unserer Wirklichkeit zum Thema und wirft Blicke in die Abgründe der menschlichen Natur. Doch absurd sind nicht die Texte dieses Geistesverwandten Samuel Becketts, absurd und bodenlos ist die Welt, die er in ihnen beschreibt. Schon früh gerät Charms ins Visier der sowjetischen Behörden, die seine Texte als 'konterrevolutionär, schädlich und antisowjetisch' einstufen. 1942 verhungert der erst 36-Jährige in einem Leningrader Gefängnis während der Blockade der Stadt durch deutsche Truppen.

   

 

 

Im Geheimdienst Seiner Majestät des Lesers 

Graham Greene zum 100. Geburtstag 

NDR Kultur, 28. September 2004

 

Konservativen Zeitgenossen waren seine Romane zufreizügig und zu engagiert, anderen wiederum zu religiös. Trotz der bis heute anhaltenden Popularität ist Graham Greene ein umstrittener Autorgeblieben. Er selbst teilte seine Werke in 'Unterhaltung' und 'Romane' ein, hierzulande verbindet man mit seinem Namen meist nur Titel wie 'Der dritte Mann' und 'Unser Mann in Havanna'. Dabei schrieb Greene auch Romane, in denen er sich mit der südafrikanischen Apartheid kritisch auseinandersetzte oder das Terrorregime Duvaliers auf Haiti angriff. Wer war dieser Graham Greene, der lange Jahre für den britischen Geheimdienst arbeitete, aber den Vietnamkrieg der Amerikaner öffentlich scharf kritisierte. In dieser Sendung wird der Schriftsteller vorgestellt, der viele Jahre als Kandidat für den Nobelpreis gehandelt wurde und den Marcel Reich-Ranicki einmal  'den wahrscheinlich besten Romancier auf Erden' nannte. 

Das 2004 vom NDR produzierte Rundfunkfeature ist in den USA von dem gemeinnützigen "Internet Archive" als frei zugängliche Audiodatei archiviert worden und kann seit Oktober 2020 hier angehört werden. Leider ist die Tonqualität nicht die beste.

 

 

Von der Schillerhöhe in den unterirdischen Himmel 

Das Marbacher Schiller-Nationalmuseum und sein Literaturarchiv 

NDR Kultur, 11. November 2003 -  RBB Kulturradio, 7. Februar 2004 

Als vor 100 Jahren auf der Schillerhöhe in Marbach, dem Geburtsort des Dichters, ein „Schiller-Archiv und -Museum“ errichtet wurde, ahnte niemand, daß sich daraus eine der bedeutendsten literarischen Institutionen unseres Landes entwickeln würde. Wer sich dem malerischen Fachwerkstädtchen nähert, dem springt noch immer das schloßähnliche, hoch über den Ufern des Neckars gelegene Gebäude als erstes ins Auge. Heute macht das Schiller-Nationalmuseum die letzten 250 Jahre der deutschsprachigen Literatur anschaulich – doch die wahren Schätze Marbachs liegen inzwischen unter der Schillerhöhe, in den Tiefmagazinen des Deutschen Literaturarchivs.   

 


 

Das Schiller-Nationalmuseum in Marbach mit dem Deutschen Literaturarchiv (links) und dem neuen 2006 eröffneten Literaturmuseum der Moderne (re.)

  


Auf 6.600 laufenden Metern sind mehrere Millionen Handschriften in diesem "unterirdischen Himmel" (Martin Walser) verwahrt, unter anderem Gedichte Gottfried Benns, Kafkas "Process"-Manuskript und Döblins Romane. Hinzukommen umfangreiche literarische Nachlässe, ganze Verlagsarchive, auch Tondokumente mit Dichterstimmen. Doch nicht nur Forscher aus aller Welt zieht es zur Schatzsuche an den Neckar. Mit zahlreichen Tagungen und Lesungen, Wechselausstellungen und Vorträgen hat sich die schwäbische Kleinstadt zu einem Universum für Literaturfreunde entwickelt. In dieser Sendung wird der vielgerühmten "Marbacher Atmosphäre" nachgespürt. Archivare und Forscher kommen zu Wort, öffnen die Türen zu ihren Magazinen und erläutern die Aufgaben, Arbeitsweisen und ehrgeizigen Zukunftsprojekte von Museum und Archiv.